Longitudinale E-Wellen?

Elektromagnetische Wellen sind das Standardbeispiel für transversale Wellen: Die Vektoren der elektrischen Feldstärke, der magnetischen Feldstärke und der Ausbreitungsrichtung stehen paarweise senkrecht aufeinander, jedenfalls bei einer ebenen elektromagnetische Welle. Dann sollte das doch auch bei der Überlagerung von ebenen Wellen so sein?

Hier ist eine 3D-Darstellung der Amplitude zweier ebener Wellen (gleiche Amplitude, gleiche Wellenlänge), die sich in x- bzw. y-Richtung bewegen: Und wir haben gelernt, dass sich die Wellen nicht nur "ungestört durchdringen", sondern dass sich dabei ihre Amplituden addieren:
Zwei ebene Wellen Summe zweier ebener Wellen
Die Amplitude ist ein Skalar. Obige Bilder stimmen also für skalare Wellen. Sie stimmen auch für Vektorwellen, wenn der (Feldstärke-) Vektor senkrecht auf beiden Ausbreitungsrichtungen steht, also in diesem Beispiel beide Wellen "senkrecht polarisiert sind". Was passiert, wenn beide Wellen "horizontal polarisiert" sind, also die Feldstärkevektoren in der Ebene liegen, die von den Vektoren der Ausbreitungsrichtungen aufgespannt wird?

Hier ist eine Animation der Feldlinien und Feldstärke-Vektoren (elektrisches Feld), wenn sich zwei ebene Wellen im rechten Winkel treffen: Hier treffen sich zwei "horizontal polarisierte" Wellen unter einem Winkel von 25° (eine davon läuft in x-Richtung).

Was sagt uns die linke Animation? Längs der Winkelhalbierenden (und auf weiteren Parallelen dazu) schwingt das elektrische Feld "longitudinal", wenn man die Winkelhalbierende als Ausbreitungsrichtung der resultierenden Welle nimmt. Außerhalb der Winkelhalbierenden drehen sich die Feldstärkevektoren, nehmen also alle Richtungen zwischen "transversal und longitudinal" an.
Anmerkung: Die Feldstärke ist dort am größten, wo die Dichte der Feldlinien maximal ist.
Was sagt uns die rechte Animation? Im Gegensatz zur linken Animation, die wohl eher ein "laufendes Interferenzmuster" darstellt als eine (einzige) "echte elektromagnetische Welle", werden hier die E-Wirbel eines Gaußstrahls sichtbar - allerdings zweigeteilt. Und die longitudinale Polarisation ist nicht sehr ausgeprägt und die Feldstärke auf der optischen Achse schwach. Aber keine Sorge: Mit einem radial polarisierten Laserstrahl kann man sogar Elektronen beschleunigen!
 

Aber bitte mit B-Feld!

Die "resultierende Welle" bewegt sich hier zur Abwechslung nach vorne (im Bild unten).



Siehe auch: Hertzscher Dipol | Gaußstrahl
 

Optik-Links: Quantenradierer | Photon am Doppelspalt | Gitter | Punktgitter | Kreuzgitter | Raumgitter | Beugung | Fresnelbeugung | Zeiger | Interferenz

 

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